Von A-Normen bis Technical Reports
In der Welt der Normung kann man schnell den Überblick verlieren: Die Normenlandschaft ist komplex. Unterschiedliche Typen, zahlreiche Abkürzungen und Fachbegriffe erschweren die Orientierung. Dieser Beitrag schafft Klarheit und erklärt die wichtigsten Normentypen im Maschinenbau – Sicherheitsgrundnormen (Typ A), Sicherheitsfachgrundnormen (Typ B) und Produktnormen (Typ C) – kompakt, praxisnah und verständlich.
Hinweis: Sie möchten die Grundlagen und den Entstehungsprozess von Normen verstehen – und mehr über die verschiedenen Normentypen und ihre Zusammenhänge erfahren? Dann lesen Sie unseren Blogbeitrag „Was sind Normen?“ und erfahren Sie, wie Normen Ihnen dabei helfen können, Qualität, Sicherheit und Effizienz in Ihren Prozessen zu gewährleisten.
Inhaltsverzeichnis
- Normen im Maschinenbau:
- Aufbau und Struktur von Normen
- Norm-Entwürfe: „prNormen“ und andere Kennzeichnungen
- Technische Spezifikationen und Technische Reports
- Fazit
- Planetino GmbH – Unser 360°-CE-Service
- FAQ zu Normen: Häufig gestellte Fragen und Antworten
Normen im Maschinenbau:
Ein Überblick über A-, B- und C-Normen
Normen sind ein zentrales Element zur Umsetzung der Maschinensicherheit.
Sie greifen gesetzliche Anforderungen und regulatorische Rahmenbedingungen auf und übersetzen diese in klare, anwendbare Vorgaben für die Praxis – sie spiegeln dabei den Stand der Technik wider.
Als Werkzeug unterstützen sie Hersteller, Betreiber und Integratoren dabei, die Konformität mit gesetzlichen Anforderungen – etwa der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG – umzusetzen. Sie greifen die grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen auf, konkretisieren diese und helfen, rechtssicher zu planen, umzusetzen und zu dokumentieren (Nachweisführung).
Ein solides Verständnis der relevanten Normenstrukturen ist daher unerlässlich für alle, die Maschinen entwickeln, herstellen oder betreiben.
Dabei ist jedoch zu beachten: Normen sind nicht gesetzlich verpflichtend. Sie können angewendet werden und können bei Anwendung harmonisierter Normen eine Konformitätsvermutung mit dem jeweiligen Sicherheitsaspekt auslösen. Hersteller bzw. Nutzer von Maschinen können auch eigene Lösungswege beschreiten – in diesem Fall liegt die Beweislast jedoch beim jeweiligen Wirtschaftsakteur.
Auf europäischer Ebene werden Normen in drei Hauptkategorien unterteilt: A-, B- und C-Normen.
Besonders im europäischen Raum hat sich eine Typenstruktur etabliert, die Normen nach ihrem Anwendungsbereich klassifiziert. Die Unterteilung in A-, B- und C-Normen erleichtert es, Funktion und Anwendungsbereich einer Norm besser einzuordnen und sie gezielt im Konstruktions- und Bewertungsprozess einzusetzen.
Ein grundlegendes Verständnis dieser Struktur ist essenziell für alle, die Maschinen entwickeln, integrieren, betreiben oder in Verkehr bringen.
Im Folgenden werden die wichtigsten Normentypen in ihrer hierarchischen Struktur erläutert.

Sicherheitsgrundnormen
A-Normen / Typ-A-Standards:
A-Normen, auch Sicherheitsgrundnormen genannt, bilden das Fundament für die sichere Gestaltung von Maschinen. Sie legen grundlegende Sicherheitsprinzipien, Begrifflichkeiten und allgemeine Ansätze zur Sicherheitsgestaltung fest – unabhängig von Maschinentyp oder Branche. A-Normen dienen als Basis, auf der weitere, spezifischere Normen aufbauen.
Im Bereich der Maschinensicherheit stellt die EN ISO 12100 „Sicherheit von Maschinen – Allgemeine Gestaltungsleitsätze – Risikobeurteilung und Risikominderung“ die zentrale A-Norm dar. Sie gilt als wichtigste Referenz zur Umsetzung der grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen (GSA) der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG – und künftig der EU-Maschinenverordnung (EU) 2023/1230.
Diese Norm beschreibt allgemeine Gestaltungsleitsätze für Maschinen und bietet ein systematisches Verfahren zur Risikobeurteilung und Risikominderung.
Die Inhalte der EN ISO 12100 sind für nahezu alle Maschinenarten relevant – von einfachen Geräten bis hin zu komplexen Fertigungsanlagen – und bieten ein praxisorientiertes Vorgehen, wie Sicherheit bereits in der Konstruktionsphase integriert werden kann.
Sie richtet sich insbesondere an Maschinenhersteller, Systemintegratoren sowie Betreiber, die Sicherheitsaspekte frühzeitig berücksichtigen oder überprüfen müssen. Die A-Norm gibt Antworten auf zentrale Fragen wie:
- Wie identifiziere ich Gefährdungen an einer Maschine?
- Welche Schutzmaßnahmen sind geeignet und verhältnismäßig?
- Wie dokumentiere ich den Risikobeurteilungsprozess nachvollziehbar?
Die EN ISO 12100 bildet somit das zentrale Fundament für die sichere Gestaltung und Bewertung von Maschinen und Anlagen.
Sicherheitsfachgrundnormen
B-Normen / Typ-B-Standards
Typ-B-Normen konkretisieren die allgemeinen Sicherheitsgrundsätze aus den A-Normen und befassen sich entweder mit bestimmten Sicherheitsaspekten (Typ B1) oder mit konkreten Arten von Schutzeinrichtungen (Typ B2), die an Maschinen bzw. Maschinenbaugruppen eingesetzt werden.
Die beiden Typ-B Unterkategorien im Überblick:
Typ-B1-Normen
Diese Normen behandeln spezifische Sicherheitsaspekte, die für viele verschiedene Maschinenarten relevant sind.
Beispiele:
-
EN ISO 13849-1:2023 – Sicherheitsbezogene Teile von Steuerungen – Teil 1: Allgemeine Gestaltungsleitsätze
-
EN ISO 14118:2018 – Vermeidung von unerwartetem Anlauf
Typ-B2-Normen
Diese Normen befassen sich mit bestimmten Schutzeinrichtungen oder sicherheitsrelevanten Bauteilen, z. B. Not-Halt-Befehlsgeräten, trennenden Schutzeinrichtungen, Zweihandsteuerungen, usw.
Beispiele:
-
EN ISO 14120:2015 – Trennende Schutzeinrichtungen – Allgemeine Anforderungen an Gestaltung und Bau von feststehenden und beweglichen trennenden Schutzeinrichtungen
-
EN ISO 14119:2013 – Verriegelungseinrichtungen in Verbindung mit trennenden Schutzeinrichtungen – Leitsätze für Gestaltung und Auswahl
-
EN ISO 13850:2015 – Not-Halt-Funktion – Gestaltungsleitsätze
Hinweis:
Typ-B-Normen können auch aus mehreren Teilen einer Reihe bestehen, z. B. EN ISO 13849-1 (Teil 1) und EN ISO 13849-2 (Teil 2).
Spezifische Maschinensicherheitsnormen
C-Normen / Typ-C-Standards
Typ-C-Normen legen detaillierte Sicherheitsanforderungen für bestimmte Maschinen oder Maschinengruppen (auch „Maschinenfamilien“ oder „Maschinengattungen“ genannt) fest.
Maschinen, die unter eine solche Norm fallen, weisen in der Regel ähnliche Verwendungszwecke auf und führen zu vergleichbaren Gefährdungen. Typ-C-Normen konzentrieren sich auf maschinenspezifische Risiken und enthalten konkrete Vorgaben zu Gestaltung, Risikominderung, Prüfung und Dokumentation. Sie bieten damit eine wertvolle Unterstützung – insbesondere bei der Erstellung einer Risikobeurteilung.
Verhältnis zu A- und B-Normen
Typ-C-Normen basieren auf den Grundsätzen und Sicherheitsaspekten von A- und B-Normen, haben jedoch Vorrang, wenn sie spezifische Anforderungen festlegen. Sie können auf Inhalte aus A- und B-Normen verweisen, gleichzeitig aber zusätzliche Anforderungen formulieren, um besondere Risiken der jeweiligen Maschinengruppe abzudecken.
Typ-C-Normen können sich aus mehreren Teilen einer Normenreihe zusammensetzen:
-
Teil 1 behandelt in der Regel allgemeine Spezifikationen für eine Maschinenfamilie.
-
Die nachfolgenden Teile spezifizieren einzelne Maschinenkategorien oder -funktionen innerhalb dieser Familie.
Rechtswirkung und Konformitätsvermutung
Wendet ein Hersteller eine Typ-C-Norm im Rahmen der Risikobeurteilung an, kann sich daraus eine Konformitätsvermutung mit den grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen (GSA) der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG bzw. der neuen EU-Maschinenverordnung (EU) 2023/1230 ergeben – sofern die Norm alle relevanten Gefährdungen abdeckt.
Wichtig:
Eine Typ-C-Norm ersetzt niemals die individuelle Risikobeurteilung. Insbesondere bei komplexen Anlagen oder verketteten Maschinen kann es sein, dass nicht alle Gefährdungen vollständig durch die C-Norm abgedeckt werden. In solchen Fällen müssen ergänzend auch Typ-B-Normen herangezogen werden, um eine angemessene und vollständige Risikominderung nachzuweisen.
Beispiele für Typ-C-Normen
- EN ISO 16092-x: Normenreihe zu Sicherheitsanforderungen für verschiedene Pressentypen, einschließlich mechanischer, hydraulischer und pneumatischer Pressen
- EN ISO 10218-x: Normenreihe für Industrieroboter und deren Integration in Systeme
- EN ISO 16090-1:2022 Werkzeugmaschinen-Sicherheit – Bearbeitungszentren, Fräsmaschinen, Transfermaschinen – Teil 1: Sicherheitsanforderungen
Für Hersteller ist die Berücksichtigung harmonisierter A-, B- und C-Normen essenziell: Werden Maschinen entsprechend diesen Normen entwickelt und gefertigt, gilt die Vermutung der Konformität mit den Sicherheitsanforderungen (GSA) der Maschinenrichtlinie. Diese Konformitätsvermutung ist ein zentraler Bestandteil des CE-Konformitätsbewertungsverfahrens und erleichtert sowohl den rechtssicheren Marktzugang als auch den Nachweis der Produktsicherheit. Dies erleichtert den Nachweis, dass eine Maschine sicher konstruiert ist und rechtlichen Vorgaben entspricht.
Aufbau und Struktur von Normen
Eine Übersicht anhand gängiger Maschinensicherheitsnormen
Jede Norm trägt eine spezifische Bezeichnung, bestehend aus einer Normnummer und einer Buchstabenkennung. Diese Kennung gibt Auskunft darüber, ob die Norm national, europäisch oder international gültig ist – und somit auch, welcher Markt durch sie harmonisiert wird. So können Unternehmen auf einen Blick erkennen, welche Anforderungen für ihre Produkte relevant sind.
Internationale Normen
-
Kennzeichnung: Präfix „ISO“ oder „IEC“
-
Herausgeber: Internationale Normungsorganisationen wie ISO (International Organization for Standardization) und IEC (International Electrotechnical Commission)
-
Übernahme: Werden in der Regel unverändert von allen Mitgliedsstaaten übernommen
-
Nationale oder europäische Ausgaben:
-
Beispiel: DIN EN ISO 13849-1 – Deutsche Ausgabe einer europäischen Norm, die wiederum eine internationale Norm vollständig übernimmt
-
Beispiel: ISO 9001 – Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen
-
Erkennung: Das Präfix „ISO“ oder „IEC“ zeigt an, dass es sich um eine weltweit gültige Norm handelt.
Europäische Normen
-
Kennzeichnung: „EN“
-
Herausgeber: Europäische Normungsorganisationen wie CEN, CENELEC oder ETSI
-
Übernahme: Muss in allen EU-Mitgliedstaaten unverändert übernommen werden
-
Nationale Ausgaben möglich:
-
Beispiel: DIN EN 415 – Deutsche Ausgabe der europäischen Norm zur Sicherheit von Verpackungsmaschinen
-
Erkennung: Das Präfix „EN“ zeigt an, dass diese Norm innerhalb der EU verbindlich angewendet wird.
Nationale Normen
-
Kennzeichnung: Landesbezogene Kürzel wie „DIN“ (Deutschland), „SN“ (Schweiz), „ÖNORM“ (Österreich) usw.
-
Anwendungsbereich: Nur im jeweiligen Land gültig
-
Beispiel: DIN 32781 – Schutzkleidung in Deutschland
Erkennung: Das nationale Kürzel (z. B. „DIN“) zeigt an, dass die Norm nur national gültig ist.
Was die Kennung einer Norm verrät
Die vollständige Kennzeichnung einer Norm enthält wertvolle Informationen zu Herkunft, Anwendungsbereich und Aktualität.
Beispiel:
DIN EN ISO 13849-1:2023-12
Bestandteil | Bedeutung |
---|---|
DIN | Nationale deutsche Norm |
EN | Übernahme einer europäischen Norm |
ISO | Ursprung in einer internationalen Norm (ISO) |
13849-1 | Normnummer mit Teilbezeichnung |
2023-12 | Datum der letzten Ausgabe bzw. Aktualisierung (Jahr-Monat) |
Norminhalt:
Sicherheit von Maschinen – Sicherheitsbezogene Teile von Steuerungen – Teil 1: Allgemeine Gestaltungsleitsätze (ISO 13849-1:2023)
Anhand dieser Kennung ist klar ersichtlich, dass es sich um eine international anerkannte Norm handelt, die sowohl in Europa als auch in Deutschland gültig ist – und dass sie in der aktuellsten Fassung vom Dezember 2023 vorliegt.
Norm-Entwürfe: „prNormen“ und andere Kennzeichnungen
Bevor eine Norm final veröffentlicht wird, durchläuft sie eine Entwurfsphase. In dieser Zeit haben interessierte Kreise – etwa Unternehmen, Verbände oder Fachleute – die Möglichkeit, Kommentare und Änderungsvorschläge einzureichen. Diese Rückmeldungen fließen in die weitere Bearbeitung ein. Die Entwurfsfassungen sind daher nicht endgültig und können sich vor der offiziellen Veröffentlichung noch ändern.
Kennzeichnung von Normentwürfen – abhängig von der Normungsebene
Die Bezeichnung von Norm-Entwürfen unterscheidet sich je nach Normungsebene (international, europäisch oder national):
Kennzeichnung | Bedeutung |
---|---|
ISO/DIS 12100:2024 | Draft International Standard auf ISO-Ebene (DIS = Draft International Standard) |
prEN ISO 12100:2024 | Entwurf einer europäischen Norm – „pr“ steht für pré (frz. „vorläufig“) |
E DIN EN ISO 12100:2025 | Deutscher Norm-Entwurf – das „E“ steht für „Entwurf“, ohne „pr“-Kennzeichnung |
Wichtig:
-
Das Kürzel „pr“ wird nur auf europäischer Ebene verwendet, also bei prEN-Normen.
-
Auf nationaler Ebene (z. B. in Deutschland) wird der Entwurf mit einem „E“ vor der Normbezeichnung gekennzeichnet (z. B. E DIN EN ISO).
-
Auf internationaler Ebene setzt die ISO Kürzel wie DIS (Draft International Standard) oder FDIS (Final Draft International Standard) ein.
Die Entwurfskennzeichnung hilft Anwendern zu erkennen, dass eine Norm noch nicht rechtsverbindlich ist und Änderungen möglich sind. Gleichzeitig bietet sie die Chance, sich frühzeitig einzubringen und die Norm mitzugestalten – ein wichtiger Aspekt für Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau, die nah am Stand der Technik arbeiten.
Technische Spezifikation (DIN/TS) Technische Spezifikationen und Technische Reports:
Bedeutung, Anwendungsbereiche und Abgrenzung zu Normen
Im Rahmen der Normungsarbeit entstehen neben klassischen Normen auch ergänzende Dokumenttypen wie Technische Spezifikationen (TS) und Technische Reports (TR). Beide dienen der Unterstützung von Fachkräften – insbesondere dann, wenn es (noch) keine vollwertige Norm gibt oder zusätzliche Informationen erforderlich sind.
Technische Spezifikationen (TS)
Technische Spezifikationen enthalten konkrete Anforderungen oder technische Regeln, die noch nicht den Status einer vollständigen Norm besitzen. Gründe dafür können sein:
-
inhaltliche Vorbehalte oder Dissens in den Fachkreisen,
-
abweichende Verfahren oder Bewertungsmethoden,
-
noch offene europäische Rahmenbedingungen.
Trotzdem sind TS häufig sehr praxisnah und beinhalten teilweise detailliertere Vorgaben als bestehende Normen. Sie gelten oft als Vorstufe zu einer Norm – mit dem Ziel, später in eine harmonisierte oder nationale Norm überführt zu werden.
Beispiel:
DIN ISO/TS 15066:2017-04 – Roboter und Robotikgeräte – Kollaborierende Roboter
Diese TS definiert wichtige Sicherheitsanforderungen für Mensch-Roboter-Kollaboration – ein Thema, das bei ihrer Veröffentlichung noch nicht ausreichend durch bestehende Normen abgedeckt war.
Technische Reports (TR)
Technische Reports sind rein informative Dokumente, die keine normativen Anforderungen enthalten. Sie dienen der strukturierten Wissensdokumentation – zum Beispiel durch:
-
Zusammenfassungen von Forschungsergebnissen oder Umfragen,
-
Berichte über laufende Normungsprojekte,
-
Darstellungen des aktuellen Stands der Technik in einem bestimmten Bereich.
TR werden insbesondere in Bereichen eingesetzt, in denen es noch keine verbindlichen Regelungen oder standardisierten Verfahren gibt – etwa bei neuen Technologien oder Maschinen mit innovativen Funktionen.
Technische Reports helfen Fachleuten, sich schnell einen fundierten Überblick über ein Thema zu verschaffen – besonders dort, wo die Normung noch in Entwicklung ist.
Wichtiger Hinweis zum Patentrecht
Sowohl Technische Spezifikationen als auch Technische Reports können patent- oder schutzrechtlich relevante Inhalte enthalten. Die Verantwortung für die Prüfung und Beachtung solcher Schutzrechte liegt beim Anwender. Eine Prüfung auf bestehende Schutzrechte ist daher im Rahmen der Anwendung unerlässlich.
Vergleich: Norm vs. Technische Spezifikation vs. Technischer Report
Kriterium
|
Norm (z. B. DIN EN ISO) |
Technische Spezifikation (DIN/TS) | Technischer Report (DIN/TR) |
Teil des Deutschen Normenwerks | Ja | Nein | Nein |
Konformitätsvermutung | Ja – bei harmonisierten Normen | Nein | Nein |
Ziel | Anforderungen und Regeln verbindlich festlegen | Vorläufige oder ergänzende Anforderungen dokumentieren | Fachwissen und Praxiserfahrungen weitergeben |
Anwendungsbereich | Breite und geprüfte Anwendung | Neue Themen, bei denen noch keine Einigung erzielt wurd | Noch ungeregelte oder neue technologische Bereiche |
Beispiel | DIN EN ISO 13849-1:2023-12 – Sicherheit von Maschinen |
DIN/TS 2305 – Qualitätsanforderungen an Klebprozesse |
DIN/TR 18224 – Standsicherheitsnachweise im Stahlbau |
Erstellt von | Normenausschüsse im Konsensverfahren | Fachgremien, keine vollständige Konsensbildung erforderlich | Arbeitsausschüsse, dokumentieren Erfahrungen |
Patentrechtliche Hinweise | – | Möglich – Anwender trägt Verantwortung | Möglich – Anwender trägt Verantwortung |
Fazit
Ein fundiertes Verständnis der verschiedenen Normtypen ist im Maschinenbau essenziell – insbesondere, wenn es um die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen wie der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG geht. Normen dienen dabei nicht nur der Orientierung, sondern sind ein zentrales Werkzeug, um Sicherheit technisch umzusetzen und Konformität nachvollziehbar nachzuweisen. Die Unterscheidung in A-, B- und C-Normen schafft Klarheit über den jeweiligen Anwendungsbereich und hilft, die richtige Norm für die jeweilige Aufgabe zu wählen.
Typ-A-Normen legen allgemeine Prinzipien und Vorgehensweisen für die Risikobeurteilung und Risikominderung fest. Typ-B-Normen spezifizieren grundlegende Sicherheitsaspekte oder Anforderungen an Schutzeinrichtungen. Typ-C-Normen richten sich direkt an spezifische Maschinen oder Maschinengruppen und enthalten detaillierte Anforderungen zur Risikominderung. Wichtig ist: C-Normen haben Vorrang vor A- und B-Normen, decken aber nicht zwangsläufig alle Gefährdungen ab. Die eigenständige Durchführung einer Risikobeurteilung – etwa auf Basis der EN ISO 12100 – bleibt daher verpflichtend.
Neben den eigentlichen Normen gibt es auch Technische Spezifikationen (TS) und Technische Reports (TR). Sie zählen nicht zum offiziellen Normenwerk, enthalten aber oft praxisrelevante Details, insbesondere in Bereichen, die (noch) nicht vollständig genormt sind. Sie bieten wertvolle Informationen – ersetzen jedoch keine Norm und entfalten auch keine Konformitätsvermutung.
Ein häufiger Fehler in der Praxis ist die Annahme, dass das Anwenden einer einzelnen Norm bereits vollständige Rechtssicherheit bietet. Das ist nur dann der Fall, wenn eine harmonisierte Norm korrekt und vollständig auf den entsprechenden Anwendungsfall angewendet wird – und auch nur für die durch die Norm abgedeckten Sicherheitsanforderungen. Zudem ist die genaue Typenzuordnung meist in der Einleitung einer Norm zu finden – ein kurzer Blick, der sich auszahlt.
Ebenso ist stets auf die Aktualität der Normen bzw. deren harmonisierten Status zu achten – hier gilt eine permanente Überwachung des Status.
Wer also Normen nicht nur kennt, sondern auch richtig liest, einordnet und anwendet, schafft eine gute Basis für sichere Maschinen und einen rechtssicheren Marktzugang.
Planetino GmbH – Unser 360°-CE-Service
Sie benötigen Unterstützung bei der Auswahl und Anwendung relevanter Normen im Maschinenbau – oder bei der Erstellung von Risikobeurteilungen und CE-konformer Dokumentation?
Planetino GmbH begleitet Hersteller, Betreiber und Integratoren sicher durch den gesamten Prozess der funktionalen Sicherheit und CE-Kennzeichnung.
Mit technischer Expertise, rechtssicherer Umsetzung und einem praxisnahen Blick auf Ihre individuellen Anforderungen helfen wir Ihnen, Ihre Maschinen und Anlagen sicher, konform und marktfähig zu gestalten.
Wir machen komplexe EU-Anforderungen verständlich und umsetzbar – damit Sie sich auf das konzentrieren können, was zählt: Innovative Maschinen – sicher, rechtskonform und marktfähig.
Senden Sie uns Ihre Anliegen direkt an: anfrage@planetino.de
Kostenlose Beratung
Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Erstgespräch.
Buchen Sie jetzt Ihr kostenloses 30-Min Gespräch.
FAQ zur CE-Kennzeichnung & EU-Recht:
Häufig gestellte Fragen und Antworten

Was ist der Unterschied zwischen A-, B- und C-Normen?
A-Normen (Grundnormen) legen allgemeine Prinzipien wie Risikobeurteilung fest.
B-Normen behandeln spezifische Sicherheitsaspekte oder Schutzeinrichtungen (z. B. Not-Halt, Steuerungstechnik).
C-Normen richten sich an konkrete Maschinengruppen und beschreiben detaillierte Sicherheitsanforderungen.
Wo finde ich heraus, welcher Normtyp vorliegt?
Der Normentyp (A-, B- oder C-Norm) ist in der Regel auf der ersten Seite einer Norm zu finden. Sie können ihn im Abschnitt „Einleitung“ oder „Anwendungsbereich“ (Scope) nachlesen. Dort wird häufig eindeutig angegeben, ob es sich um eine Typ-A-Norm, Typ-B-Norm oder Typ-C-Norm handelt.
Beispielhafte Formulierungen:
- „Diese Norm ist eine Typ-C-Norm gemäß EN ISO 12100.“
- „Diese Norm regelt sicherheitsbezogene Steuerungen und ist eine Typ-B1-Norm.“
Was sind Technische Spezifikationen (TS) und Technische Reports (TR)
TS und TR sind keine Normen im eigentlichen Sinne, sondern ergänzende Dokumente mit technischem Inhalt.
- TS (Technische Spezifikation): Vorschläge für technische Lösungen, oft Vorstufen zu Normen.
- TR (Technischer Report): Informative Berichte oder Praxisbeispiele aus der Normungsarbeit.
Beide lösen keine Konformitätsvermutung aus, können aber wertvolle Hilfestellung bieten.
Gibt es eine neue Maschinenverordnung?
Ja, die neue Maschinenverordnung (EU) 2023/1230 löst ab 20. Januar 2027 die bisherige Maschinenrichtlinie 2006/42/EG ab. Einige Anforderungen an Dokumentation, Software und digitale Prozesse ändern sich – frühzeitige Vorbereitung lohnt sich.
Wichtige Begriffe rund um Normen
Norm
Eine Norm ist ein Dokument, das Anforderungen, Regeln oder Leitlinien für Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen festlegt, um Qualität, Sicherheit und Kompatibilität zu gewährleisten.
DIN (Deutsches Institut für Normung)
Die Abkürzung „DIN“ steht für das Deutsche Institut für Normung, die nationale Normungsorganisation in Deutschland. Sie entwickelt und veröffentlicht Normen für zahlreiche Bereiche, darunter Maschinenbau, Elektronik und viele weitere Industrien.
EN (Europäische Norm)
Eine EN-Norm ist eine europäische Norm, die von europäischen Normungsorganisationen entwickelt und in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union angewendet wird.
ISO (International Organization for Standardization)
ISO ist die internationale Organisation für Normung. Sie entwickelt weltweit anerkannte Normen, die in verschiedenen Ländern und Industrien Anwendung finden.
Technische Spezifikation (TS)
Eine Technische Spezifikation (TS) ist ein Dokument, das Anforderungen oder Merkmale zu einem spezifischen Thema definiert, jedoch keine vollständige Norm darstellt. Sie wird oft genutzt, wenn eine vollständige Norm noch nicht verfügbar oder erforderlich ist.
Technischer Report (TR)
Ein Technischer Report (TR) ist ein Dokument, das detaillierte technische Informationen zu einem Thema liefert. Es ist kein verbindlicher Standard und stellt keine Norm dar, sondern dient der Bereitstellung von Fachwissen oder der Klärung bestimmter Fragestellungen.
Typ-A-Norm sind Sicherheitsgrundnormen, die allgemeine Anforderungen und Prinzipien für die Maschinensicherheit festlegen. Sie betreffen alle Maschinen und Maschinenarten und sind die Basis für die weiteren Normen.
Typ-B-Norm spezifizieren Anforderungen zu bestimmten Sicherheitsaspekten oder Schutzeinrichtungen für Maschinen. Sie bauen auf Typ-A-Normen auf und können sich auf bestimmte Maschinengruppen beziehen.
Typ-C-Norm legen spezifische Sicherheitsanforderungen für eine bestimmte Maschinengruppe oder Maschine fest. Diese Normen sind sehr detailliert und beziehen sich auf konkrete Gefährdungen, die bei bestimmten Maschinen auftreten können.
Konformitätsbewertung
Die Konformitätsbewertung ist der Prozess, durch den geprüft wird, ob ein Produkt oder ein System den festgelegten Normen und gesetzlichen Anforderungen entspricht.
Konformitätsvermutung
Eine Konformitätsvermutung tritt in Kraft, wenn ein Produkt oder eine Maschine nach harmonisierten Normen entwickelt wurde. In diesem Fall wird angenommen, dass die entsprechenden gesetzlichen Anforderungen, wie zum Beispiel die Maschinenrichtlinie, eingehalten werden.
Maschinenrichtlinie (2006/42/EG)
Die Maschinenrichtlinie ist eine EU-Rcihtlinie, die grundlegende Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen für Maschinen festlegt. Sie stellt sicher, dass Maschinen in der EU den gleichen hohen Sicherheitsstandard erfüllen.